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Grätzl-trends: Recordbag

Seit Dezember 2004 erfreut das Recordbag die Wiener Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber mit Klassikern, Neuheiten und Geheimtipps der Rock- und Pop-Szene. Inhaberin Sylvia Benedikter war davor bereits in verschiedenen Jobs im Musik- und Platten-Business tätig. Die Entscheidung für ein eigenes Geschäft fiel damals aufgrund ihrer Liebe zu London sowie dem dortigen Musik- und Mode-Geschehen. Ende 2021 zog das Geschäft von Mariahilf nach Margareten um. Wir haben Sylvia Benedikter ein paar Fragen gestellt.

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© Sylvia Benedikter

Warum haben Sie sich nach 17 Jahren zur Standortverlegung entschlossen?
Ganz grundsätzlich hatte sich im alten Umfeld viel verändert und es wurde zuletzt mehr Augenmerk auf große Ketten gelegt. Hier in Margareten sind wir von vielen kleinen, spezialisierten Shops umgeben. Viele unserer Stammkundinnen und Stammkunden leben hier, auch etliche Musiker. Kurzum: Es ist eine räumliche Vergrößerung, eine bessere Sichtbarkeit des Geschäfts, eine kunstaffine Umgebung.

Welche Schwerpunkte setzen Sie beim musikalischen Angebot?
Recordbag ist spezialisiert auf British Rock & Pop, Indie, Punk und Singer-Songwriter. Einen besonderen Schwerpunkt haben wir von Anfang an auch auf die österreichische Musikszene gelegt. Zu besonderen Anlässen – etwa dem Record Store Day im April – gibt’s im Laden auch immer Live-Gigs von lokalen Künstlerinnen und Künstlern.

Was gibt es abseits der Tonträger noch bei Recordbag?
Unser Sortiment umfasst neben dem musikalischen Angebot auf Vinyl, CD und DVD unter anderem Musikbücher, T-Shirts und diverse Merchandising-Artikel: z.B. Tassen, Puzzles, Notizbücher, Gläser, Poster, usw. Bei uns soll sich jeder Musikliebhaber, jede Musikliebhaberin wohlfühlen und manchmal wie bei einer „Zeitreise“ auch Altes ganz neu entdecken können.

Wie nahe an dem, was Nick Hornby in „High Fidelity“ geschildert hat, ist denn der geschäftliche Alltag in einem Plattenladen?
Es geht mir darum, dass wir jeden Menschen, der bei uns reinkommt, richtig beraten können. Und manchmal gehen die Menschen mit Musik raus, die sie vorher noch nie gehört hatten und freuen sich über Neues. Aber so arg wie im Film ist es nicht – also dass wir sagen, „das brauchst du, das musst du haben“. Wir versuchen, keine überheblichen Besserwisser zu sein. Aber natürlich gibt es viele Freaks, es wird viel über Musik philosophiert, es werden Meinungen ausgetauscht – und manchmal ist man in Versuchung, etwas nicht zu verkaufen, wenn es das letzte Exemplar ist und man weiß, es ist schon aus den Katalogen gestrichen.

Das Internet hat mit Spotify & Co. große Veränderungen und starke Konkurrenz gebracht. Warum sollten sich auch jüngere Generationen nicht dem „Charme des Platten-Stöberns“ entziehen? Was entgeht einem, wenn man nur auf Streaming am Handy setzt?
Fachhändlerinnen und Fachhändler haben in der Regel ihren Kundenstamm, ihre Expertise, ihr Service auf lange Zeit hin aufgebaut und zeichnen sich vor allem durch ihre Liebe zur Musik aus. Ich denke, davon können viele junge Menschen auch profitieren, wenn man durch persönliche Gespräche gemeinsam vor Ort herausfiltert, was aus der Überzahl an Releases wirklich für den jeweiligen Geschmack passt. Der Reiz eines analogen Tonträgers als Gesamtkunstwerk – Optik und Haptik, das Prozedere des Platten-Auflegens usw. – kann man nicht mit Streaming vergleichen. Und die soziale Komponente, also gleichgesinnte Musikliebhaberinnen und -liebhaber zu treffen, miteinander zu plaudern, sogar auch Musikerinnen und Musiker in den Plattenläden anzutreffen: Das macht einfach viel mehr Spaß.

Welche drei Künstlerinnen und Künstler werden am meisten nachgefragt – was sind sozusagen „Recordbag-Evergreens“?
The Who, Paul Weller und David Bowie.

Welche drei aktuellen, noch weniger bekannten Acts würden Sie momentan empfehlen? Wo sollte man 2022 unbedingt reinhören?
Naja, im Jänner ist noch nicht so viel passiert, aber da fällt mir gleich einmal Aeon Station mit „Observatory“ ein. Bereits 2021 erschienen, aber auf dem Schirm haben sollte man Howlin Jaws („Strange Effect“) und Lathums („How Beautiful Life Can Be“). Außerdem freuen wir uns schon auf Releases von Buster Shuffle, Simon Love und Miles Kane.

Welche Bedeutung hat der Online-Shop für Ihr Geschäft?
Der Webshop war immer vor allem ein Marketing-Tool für uns. Die Stammkundschaft verwendet ihn als Überblick, was wir neu reinbekommen und lagernd haben. Wir sind uns bewusst, dass wir mit dem Online-Shop allein nicht „überleben“ könnten. Hätten wir sehr viel Geld, würden wir auch mehr investieren. Seit Corona noch mehr. Er war aber nie von großer Bedeutung für uns, da wir nach wie vor überzeugt sind: Flair und Kommunikation geschehen nur vor Ort. Es ist einfach schön, hier Gleichgesinnte zu treffen. Ins Plaudern zu kommen und sich Auszutauschen.


Recordbag
Margaretenstraße 91 / Top 1-3
1050 Wien
recordbag.at 

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